Betriebliches Gesundheitsmanagement gewinnt zunehmend an Bedeutung

Betriebliches Gesundheitsmanagement

Sie haben einen niedrigen Krankenstand?

Sie bieten Ihren Mitarbeitenden schon wöchentliche Massagen, Rückenschule, Yoga-Kurse, ergonomische Stühle und Bio-Essen in der Kantine? 

…. Und sagen deshalb: Wir machen doch schon so viel für die Gesundheit unserer Mitarbeiter!

Die Antwort lautet: Ja, Sie machen schon viel, klasse! Mit Ihren Einzelmaßnahmen haben Sie schon wichtige Schritte umgesetzt – denn diese sind bereits Teil eines Betrieblichen Gesundheitsmanagements (BGM).

Um die Wirksamkeit einzelner Maßnahmen zu erhöhen, geht BGM jedoch über gesundheitsfördernde Einzelmaßnahmen hinaus.

Meine Erfahrung in der Zusammenarbeit mit vielen Unternehmen und Organisationen in den letzten Jahren zeigt, dass das betriebliche Gesundheitsmanagement (BGM) häufig leider noch ein „Nischendasein“ führt und die Chancen und Möglichkeiten nicht erkannt werden. 

Ganzheitliches BGM einführen – Warum?

In den Unternehmen erlebe ich eher selten eine kooperative Zusammenarbeit zwischen den Abteilungen BGM, OE & PE.

Dabei gibt es sehr viele Schnittstellen, wie z.B. Entwicklung und Etablierung einer gesunden Unternehmens- und Führungskultur, Führungskräfte-Entwicklung auch auszurichten auf die Kompetenzentwicklung „Achtsamkeit in der Führung“, Stressmanagement, Umgang mit belasteten Mitarbeitenden, Umgang mit Mitarbeitenden im Rahmen einer betrieblichen Wiedereingliederung etc.

Ich möchte Ihnen hier einige „Stolpersteine, Hürden“ vorstellen bzw. Widerstände, die mir und den Gesundheitsmanagern in den Unternehmen immer mal wieder begegnet sind und ein paar Impulse, wie Sie darauf reagieren können:

An den Belastungen können wir doch sowieso nichts ändern!“

Neben den Stressoren gibt es auch Ressourcen!

Das wird oft vergessen oder schlicht ausgeblendet. Viele Gesundheitsmaßnahmen konzentrieren sich auf den Abbau von Stressoren aller Art (Reduzierung von Stress, Konflikten, krankmachendem Führungsverhalten, gesundheitsschädigenden Strukturen etc.).

Warum das so ist?

Dieses Vorgehen entspricht dem klassischen Arbeitsschutz.

Der Ansatz ist auch richtig, aber er ist eben nur die eine Seite, die eine Hälfte der Medaille. Vergessen wird i.d.R., dass sich Gesundheit genauso fördern lässt, indem man die Ressourcen stärkt und ausbaut (Team-Zusammenhalt, gutes Betriebsklima, Anerkennung, Optimierung der Sozialräume ….).

Es geht also darum, Stressoren, Belastungen abzubauen und Ressourcen aufzubauen =  Stärkung Psychosozialer Gesundheit (Wohlbefinden, Engagement, Produktivität, Anwesenheit, gutes Betriebsklima etc.)

„Zu viel zu tun! Dafür haben wir keine Zeit! Vorrang hat das Tagesgeschäft!

Das ist i.d.R. auch die gelebte Realität in vielen Unternehmen. Wichtig ist also, hierfür Verständnis zu zeigen. Das Signal sollte jedoch sein: Grade deshalb ist es besonders wichtig, dass die Belegschaft gut auf sich achtet. Denn ein BGM und gesunde, motivierte und leistungsfähige Beschäftigte sind auch förderlich für ein erfolgreiches Tagesgeschäft.

„Das ist doch viel zu teuer – das können wir uns nicht leisten!“

Für die Umsetzung eines BGM gibt es finanzielle Anreize: Steuerliche Vorteile: bis zu 500 EUR pro Beschäftigtem sind steuerfrei. Krankenkassen unterstützen auf Grundlage § 20 Präventionsgesetz Betriebe bei der Verbesserung der gesundheitlichen Situation und der Stärkung der gesundheitlichen Ressourcen. Berufsgenossenschaften bieten auch umfangreiche Präventionsleistungen kostenlos an.

„BGM? Wir haben doch einen Gesundheitsmanager. Der macht das!“

Man kann BGM nicht an einen Menschen delegieren. Wie soll der die ganzen Prozesse schultern?

Es geht beim BGM nicht um ein Projekt, sondern um kontinuierliche Organisationsentwicklung. Ein Projekt hingegen ist etwas zeitlich und inhaltlich Begrenztes, das neben dem betrieblichen Alltag herläuft bzw. noch befristet on top geschultert wird.

Stattdessen sollte aber das Ziel sein, Prozesse, Strukturen, Verhältnisse und Verhalten dauerhaft so zu verändern, dass ein größeres Wohlbefinden aller Menschen im Betrieb resultiert. Von zentraler Bedeutung ist allerdings, dass sich möglichst viele auch top down verantwortlich zeigen und darum kümmern.

„Wenn die Leute in der Freizeit genug Sport machen und sich gesund ernähren, reicht das!“

Nicht ganz …. aber natürlich tragen die Mitarbeitenden selbst auch Verantwortung für ihre Gesundheit. Der Appell an die Eigenverantwortung ist jedoch oft eine Flucht aus der unternehmerischen Verantwortung. Das Unternehmen, der Betrieb sollte Möglichkeiten zur Stärkung der Eigenverantwortung entwickeln und seine eigene Verantwortung ebenfalls wahrnehmen.

Ist das denn nachhaltig (und erfolgreich)?“

Ein tragfähiges BGM braucht Zeit und Engagement (ist ein Prozess). Diese Investition lohnt sich auf jeden Fall, denn das BGM sollte ein selbstverständlicher Teil der Organisations- und Personalentwicklung geworden sein (mittel-bis langfristige Perspektive!).

Wichtig ist, zu Anfang Gesundheitsziele zu formulieren, eine Bedarfsanalyse durchzuführen (Partizipation!) und die Maßnahmen darauf abzustimmen. Es hat sich bewährt, mit einigen wenigen Maßnahmen zu starten und dann step by step diese um weitere Bausteine zu ergänzen, so dass nach und nach ein Baukasten entsteht, der im Laufe der Zeit – orientiert an den Unternehmensbedarfen – auch umfassender wird. 

Eine gut aufbereitete und langfristige Kommunikationsstrategie ist hierbei sehr wichtig, denn bei der Einführung von BGM-Maßnahmen muss besonders viel Wert auf eine effektive interne Kommunikation gelegt werden. Wenn die Mitarbeitenden zum Beispiel nichts von den Angeboten wissen, können sie auch nicht daran teilnehmen und der Erfolg bleibt aus. Auch hier ist die Beteiligung der Basis unumgänglich.

Bei der Implementierung ist v.a. die Glaubwürdigkeit entscheidend. Handelt es sich um Lippenbekenntnisse des Managements oder wird z.B. Gesunde Führung auch vorgelebt? Und zwar auf allen Führungsebenen! 

Was sind die zu beobachtenden Trends & neuen Schwerpunkte ?

Die folgende Zusammenstellung ist sicherlich nicht vollständig, basiert aber auf meinen aktuellen Erfahrungen.

Auf dem Markt existieren zahlreiche digitale und analoge Maßnahmen. Die digitalen Angebote sind (spätestens seit Corona) zwar vielfältig verfügbar, günstig und hinsichtlich Zeit und Ort flexibel nutzbar, sind jedoch selten nachhaltig und wirksam. Präsenzangebote wie Seminare, Workshops sind durch die persönliche Betreuung, den sozialen Austausch in der Gruppe sehr effektiv, jedoch teurer. 

Jedes Extrem ist hinderlich! Also gilt es, zukünftig die Balance herzustellen und beide Welten miteinander zu verbinden, z.B. in Form von Prozessen, die verschiedene analoge und digitale Maßnahmen miteinander verknüpfen. 

Weitere Trends & Themen zur Zeit sind, z.B.

Umgang mit psychischen Belastungen (laut TK Gesundheitsreport 2019: Fehltage aufgrund psychischer Belastungen sind erstmals auf Nummer 1)

Führung auf Distanz– Gesund führen, auch aus dem Home Office

Arbeiten im Home Office, Austausch mit Kolleg/innen: analog und digital

Beratung durch Expert/innen heißt, sich persönlich, vertraulich mit einem Psychologen als kompetentem gesundheitlichem Berater austauschen zu können, Online und/oder face to face

Das sind einige Beispiele und ich würde mich sehr freuen, Sie in einem persönlichen Gespräch ausführlich und Ihren Bedarfen gerecht entsprechend zu beraten.

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